Historie des Vorderlader-Schießens der SG-Wittlich

– 1975-1994: Die nationalen Erfolge –

von Ulrich Jacoby, veröffentlicht im „Säubrenner 1995“

Die Schützengesellschaft 1882 Wittlich e.V. gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Schützenvereinen im Vorderlader-Schießen im Bereich des Rheinischen Schützenbundes. In den Jahren 1988-1991 war sie mit jeweils drei bzw. vier Titeln der erfolgreichste Verein dieser Landesmeisterschaften. Diese Erfolge eines relativ kleinen Vereins mit rund 100 Mitgliedern beruhen auf einer 20-jährigen Tradition. Als die ersten Schützen 1972/1973 in Wittlich mit dem Vorderlader-Schießen anfingen, ahnte wohl keiner von ihnen, zu welchen Erfolgen diese neue Art des sportlichen Schießens führen würde.

Bevor die zahlreichen Erfolge der Wittlicher Schützen hier vorgestellt werden, zum besseren Verständnis zunächst einige allgemeine Erläuterungen zum Vorderlader-Schießen. Geschossen wird mit originalgetreuen Nachbauten von Vorderlader-Waffen. Als Treibladung wird loses Schwarzpulver verwendet, welches mit Zündhütchen (bei Perkussions-Waffen) oder mittels eines Feuersteins (bei Steinschloss-Waffen) gezündet wird. Das Schwarzpulver wird von vorn durch die Laufmündung eingefüllt, daher der Name Vorderlader. Die Geschosse werden von den Schützen selbst gegossen. Das richtige Fett und die Pulvermenge müssen vom Schützen auf die Waffe abgestimmt werden.

Meisterschaften auf Verbands- und Bundesebene gibt es seit 1975. Im Kurzwaffenbereich wird mit Perkussions-Pistolen und Revolvern und mit Steinschloss-Pistolen auf 25 m Entfernung geschossen. Die Gewehrschützen schießen stehend mit dem Perkussions-Gewehr und dem Steinschloss-Gewehr auf 50 m. Außerdem wird mit dem Perkussions-Dienstgewehr auf 100 m im Liegend-Anschlag geschossen. Seit 1990 gibt es als zweite Liegend-Disziplin (ebenfalls auf 100 m) den Wettbewerb mit dem Freigewehr. Mannschaftswettkämpfe gibt es für die Perkussions-Pistole und den -Revolver sowie das Perkussions-Gewehr. Mit Ausnahme der Perkussions-Pistole und dem -Revolver sowie dem Perkussions-Gewehr werden alle Meisterschaften in einer offenen Klasse ausgetragen, das heißt: alle Schützen treten unabhängig vom Alter oder Geschlecht gegeneinander an. Für die anderen Waffen gibt es getrennte Meisterschaften in der Schützen-, Damen- und Altersklasse.

1975 – 1980: Erste Erfolge

Nachdem der Deutsche Schützenbund das Vorderlader-Schießen ins Wettkampfprogramm aufgenommen hatte, fanden 1975 die ersten Landesverbandsmeisterschaften des Rheinischen Schützenbundes statt. Hieran nahmen von der SG Wittlich die Schützen Peter Fleschen (Gewehr), Manfred Kröschel und Johann Metzen (Gewehr und Revolver) und Peter Becker (Revolver) teil. Die beste Platzierung erreichte Fleschen mit 87 Ringen (6. Platz).

1976 reiste man mit einem Aufgebot von acht Startern zur Landesmeisterschaft. Hier gelang es erstmals einem Wittlicher Schützen, eine Medaille zu gewinnen: Peter Fleschen wurde mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 76 Ringen Vizemeister. Diesen Erfolg wiederholte Johann Metzen 1977, er benötigte hierzu allerdings bereits 87 Ringe. Metzen errang in diesem Jahr auch den ersten Erfolg bei den Deutschen Meisterschaften. Mit dem Dienstgewehr wurde er mit 90 Ringen Deutscher Vizemeister.

Bei den Landesmeisterschaften 1978 wurden dann bereits drei Medaillen gewonnen. Peter Becker wurde mit der Perkussions-Pistole Zweiter (94 Ringe), Heinz Maas mit dem Steinschloss-Gewehr Dritter (92 Ringe). Die Mannschaft mit dem Perkussions-Gewehr erreichte mit Wolfgang Okfen, Alfred Selzner, Detlef Winkel und Waldemar Flesch den 2. Platz (357 Ringe). Dieses erfolgreiche Jahr schloss Waldemar Flesch bei den Deutschen Meisterschaften mit einem 3. Platz mit dem Dienstgewehr (88 Ringe) ab.

Bereits ein Jahr später gelang Heinz Maas bei den Landesmeisterschaften 1979 der erste ganz große Erfolg: mit dem Steinschloss-Gewehr wurde er mit 93 Ringen der erste Landesmeister der SG Wittlich! Auch bei den Deutschen Meisterschaften konnte er sich weit vorn platzieren. Mit dem Dienstgewehr erreichte er den 6. Platz (90 Ringe), mit dem Steinschloss-Gewehr wurde er Vierter (92 Ringe).

Im Jahre 1980 war Alfred Selzner der überragende Schütze. Er siegte mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 90 Ringen und mit dem Steinschloss-Gewehr mit 94 Ringen.

1981 – 1987

1981 hatten sich neben sieben Einzelstartern die Mannschaften Perkussions-Gewehr und -Pistole für die Landesmeisterschaften qualifiziert. Johann Metzen gelang es in der Altersklasse mit dem Perkussions-Gewehr mit 90 Ringen Vizemeister zu werden. Auch Heinz Maas belegte mit dem Perkussions-Dienstgewehr (90 Ringe) den 2. Platz. Alfred Selzner schoss mit dem Perkussions-Gewehr 95 Ringe, was in diesem Jahr jedoch nur für den 3. Platz reichte.

Im Jahre 1982 wurde Peter Becker die der Landesmeisterschaft mit der Steinschloss-Pistole mit 91 Ringen Dritter.

1983 war ein sehr erfolgreiches Jahr. Alfred Selzner wurde Vizemeister mit dem Perkussions-Gewehr mit hervorragenden 96 Ringen. Diese hohe Ringzahl und eine auch ansonsten geschlossene Mannschaftsleistung, verhalfen der Mannschaft mit Selzner, Maas (94 Ringe), Manfred Brand (93 Ringe) und Horst Nitz (90 Ringe) mit 373 Ringen zum Gewinn der Rheinland-Meisterschaft. Gleichzeitig wurde ein neuer Landesrekord aufgestellt. Die Mannschaft mit der Perkussions-Pistole mit Erich Coelsch (95 Ringe), Peter Becker (93 Ringe), Jürgen Bayer und Alfred Staedtgen (je 91 Ringe) belegte mit 370 Ringen den 3. Platz. Maas wurde mit dem Steinschloss-Gewehr mit 94 Ringen Vizemeister.

Bei den Deutschen Meisterschaften 1983 in Pforzheim errang Heinz Maas mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 93 Ringen den Titel eines Deutschen Meisters! Dies bedeutete den größten nationalen Erfolg für einen Schützen der SG Wittlich.

In den Jahren 1984-1986 wurden die Erfolge seltener. Nur Josef Krauth konnte 1984 bei den Landesmeisterschaften mit dem Perkussions-Dienstgewehr den 3. Platz belegen. Heinz Maas bewies 1985 erneut sein Können und wurde mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 93 Ringen Vizemeister. 1985/1986 fehlten wegen des Um- und Erweiterungsbaues des Schießstandes allerdings auch die notwendigen Trainingsmöglichkeiten.

Die Fertigstellung des neuen Schießstandes führte dann 1987 zum bisher stärksten Starterfeld: sechzehn Einzelstarter und alle drei Mannschaften nahmen an den Rheinland- Meisterschaften teil. Die Mannschaft mit der Perkussions-Pistole wurde mit 373 Ringen Landesmeister. Es schossen Alfred Staedtgen (97 Ringe), Erich Coelsch (93 Ringe), Berthold Heinelt (93 Ringe) und Bernd Büscher (90 Ringe). Mit seinen hervorragenden 97 Ringen belegte Staedtgen in der Altersklasse den 3. Platz.

1988 – 1994: Die erfolgreichsten Jahre

Das Sportjahr 1988 kann als Beginn einer neuen Ära im Vorderlader-Schießen bei der SG Wittlich bezeichnet werden. Die auf nationaler und internationaler Ebene bereits sehr erfolgreichen Gewehrschützen Manfred Kröschel, der in Wittlich mit dem Sportschießen begonnen und hier in den Jahren 1975 und 1976 seine ersten nationalen Erfahrungen sammelte und seine Tochter Birgit Rob, die bisher beide für die Sportschützen Speicher gestartet waren, gingen erstmals für die SG Wittlich an den Start. Für die Schützengesellschaft war dies eine enorme Verstärkung.

Die Erfolge blieben dann auch nicht aus. Im Jahre 1988 gelang den Gewehrschützen ein auf Landesebene wohl einmaliger Erfolg: sie belegten mit dem Perkussions-Dienstgewehr die ersten drei Plätze. Heinz Maas schoss mit 96 Ringen einen fantastischen Landesrekord, Alfred Selzner und Reinhold Kranz (beide 92 Ringe) erreichten den 2. und 3. Platz. Landesmeisterin mit dem Perkussions-Gewehr wurde mit 95 Ringen Birgit Rob. Manfred Kröschel belegte in der Schützenklasse mit 99 Ringen den 2. Platz. Die Mannschaft mit dem Perkussions-Gewehr mit Kröschel, Rob, Kranz (94) und Selzner (92) wurde mit 380 Ringen Vizemeister. Kröschel belegte mit dem Steinschloss-Gewehr mit 93 Ringen den 2. Platz. Mit dem Perkussions-Revolver wurde Peter Becker in der Altersklasse mit 96 Ringen Landesmeister. Berthold Heinelt erreichte in der Altersklasse mit 98 Ringen mir der Perkussions-Pistole den 3. Platz.

Bei der Deutschen Meisterschaft 1988 errangen die Wittlicher Schützen ihren bisher größten Erfolg. Mit dem neuen Deutschen Rekord von 373 Ringen wurde die Mannschaft mit dem Perkussions-Revolver Deutscher Meister! In der Siegermannschaft schossen die Schützen Peter Becker (95 Ringe), Bernd Büscher, Erich Coelsch (beide 93 Ringe) und Niels Rasmussen-Bonne (92). Mit dem Perkussions-Gewehr belegte Birgit Rob bei den Damen den 2. Platz. Manfred Kröschel wurde mit dem Steinschloss-Gewehr mit 94 Ringen Dritter.

1988 war mit drei Titelgewinnen, vier zweiten und zwei dritten Plätzen bei den Landesmeisterschaften, einem Titel sowie einem 2. und einem 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte.

1989 brachte dann sogar vier Landesmeister-Titel. In der Damenklasse siegte Birgit Rob mit 95 Ringen mit dem Perkussions-Gewehr. Die Mannschaft mit den Schützen Rob, Rolf Bernhard (95 Ringe), Reinhold Kranz und Paul Ney (je 94 Ringe) belegte mit 378 Ringen den zweiten Platz. Mit dem Perkussions-Dienstgewehr siegte Manfred Kröschel mit 94 Ringen. Auch mit dem Steinschloss-Gewehr wurde Kröschel mit sehr guten 96 Ringen Landesmeister. Die Mannschaft mit der Perkussions-Pistole wurde, wie bereits im Jahre 1987, wieder Landesmeister. Die Schützen Peter Becker (95), Jürgen Bayer Erich Coelsch (je 94) und Berthold Heinelt (93) erreichten zusammen 376 Ringe. Werner Thullen wurde mit dem Perkussions-Revolver mit 94 Ringen Vizemeister. Die Mannschaft wurde in dieser Disziplin mit Heinelt (94), Becker (93), Staedtgen (89) und Rasmussen-Bonne (86) mit 362 Ringen Dritter.

Mit vier Titeln, zwei zweiten und zwei dritten Plätzen ist die SG Wittlich auch 1990 wieder der erfolgreichste Verein der Landesverbandsmeisterschaften. Die Mannschaft mit dem Perkussions-Gewehr wurde mit 381 Ringen Landesmeister. Es schossen die Schützen Birgit Rob (98 Ringe), Rolf Bernhard (95), Manfred Kröschel (94) und Paul Ney (94).  Birgit Rob konnte in der Damenwertung mit diesen 98 Ringen ihren Meistertitel erfolgreich verteidigen, sie stellte den bisherigen Landesrekord ein. In den beiden 100m-Disziplinen belegte Kröschel mit 97 Ringen (Freigewehr) und 94 Ringen (Dienstgewehr) jeweils den 1. Platz. Hinter ihrem Vater wurde Birgit Rob (94 Ringe) mit dem Freigewehr Vizemeisterin. Heinz Maas belegte mit dem Dienstgewehr mit 90 Ringen den 3. Platz. Ebenfalls den 3. Platz erreichte Kröschel mit dem Steinschloss-Gewehr (94 Ringe). Der Pistolenschütze Peter Becker wurde in der Altersklasse mit dem Perkussions-Revolver mit 94 Ringen Vizemeister.

Bei den Deutschen Meisterschaften versuchte Heinz Maas, seinen Erfolg von 1983 zu wiederholen: es reichte allerdings mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 93 Ringen „nur“ zum deutschen Vizemeister.

Mit sehr guten Ergebnissen und einem schönen Erfolg für Manfred Kröschel endeten im Jahre 1991 die erstmals auf dem Schießstand in Wittlich durchgeführten Landesmeisterschaften. Kröschel konnte wieder beide 100m-Disziplinen gewinnen. Mit dem Freigewehr schoss er mit 97 Ringen einen neuen Landesrekord. Mit dem Perkussions-Dienstgewehr siegte Kröschel mit 96 Ringen, was die Einstellung des im Jahre 1988 von Heinz Maas aufgestellten Landesrekordes bedeutete. In Düren wurde Berthold Heinelt in der Altersklasse mit der Perkussions-Pistole mit 97 Ringen Landesmeister.

Nach langen Jahren stellte die SG Wittlich 1991 in der Einzelwertung wieder einen Deutschen Meister! Bei den Titelkämpfen in Pforzheim siegte Manfred Kröschel mit dem Perkussions-Dienstgewehr mit 94 Ringen.

Bei den Landesmeisterschaften 1992 setzte Kröschel seine Siegesserie mit dem Dienst- und dem Freigewehr fort. Birgit Rob belegte in der Damenklasse mit dem Perkussions-Gewehr den 3. Platz. Nach vielen guten Platzierungen in den vergangenen Jahren gelang Birgit Rob bei den Deutschen Meisterschaften der Sieg: sie schoss mit dem Perkussions-Gewehr 97 Ringe und wurde Deutsche Meisterin.

Mit 39 Einzel- und 4 Mannschaftsstarts erreichte die SG Wittlich bei den Landesmeisterschaften 1993 ihr bisher größtes Starterfeld. Manfred Kröschel gelang der fünfte Erfolg mit dem Dienstgewehr in Serie (94 Ringe). Er belegte mit dem Freigewehr und dem Steinschloss-Gewehr außerdem zwei 3. Plätze. Ebenfalls den 3. Platz erreichte Detlef Winkel mit dem Dienstgewehr. Birgit Rob wurde Landesmeisterin mit dem Perkussions-Gewehr (97 Ringe). Der in der Altersklasse startende Bertold Heinelt wurde mit der Perkussions-Pistole mit 96 Ringen Vizemeister. Die Perkussions-Gewehrmannschaft mit Walter Mathei, Birgit Rob, Rolf Bernard und Reinhold Kranz wurde ebenfalls Vizemeister. Niels Rasmussen-Bonne, Peter Becker, Bernd Büscher und Berthold Heinelt belegten mit der Pistolen-Mannschaft den 3. Platz.

Auch im Jahre 1993 stand bei den Deutschen Meisterschaften wieder ein Wittlicher Schütze auf dem Treppchen: Reinhold Kranz wurde mit 95 Ringen Dritter mit dem Dienstgewehr.

Auch wenn 1994 erstmals seit 1986 kein Titel gewonnen wurde, war es ein erfolgreiches Jahr. Peter Becker erreichte mit 97 Ringen mit der Perkussions-Pistole in der Altersklasse den 2. Platz. Birgit Rob wurde zweimal Dritte (Perkussions-Gewehr und Freigewehr). Mit dem Perkussions-Gewehr (96) und dem Freigewehr (96) wurde Kröschel Vizemeister. Die erstmals als Dreierteam angetretene Gewehr- und die Pistolen-Mannschaft belegte mit 284 und 282 Ringen 3. Plätze.

Den Höhepunkt im Sportjahr 1994 setzte Manfred Kröschel bei den Deutschen Meisterschaften: mit dem Dienstgewehr (95 Ringe) und dem Freigewehr (99 Ringe) erreichte er jeweils den 3. Platz.

Zusammenfassung

In den Jahren 1975-1994 wurden 23 Landesmeister- und vier Deutsche Meisterschaften gewonnen. Insgesamt 35 Schützen gelang es in diesen 20 Jahren, sich für die Landesmeisterschaften für 381 Starts zu qualifizieren. 20 Schützen schafften es, bei den Deutschen Meisterschaften 109 mal zu starten. Bemerkenswert ist auch, dass einige Schützen, die bereits bei den ersten Landesmeisterschaften im Jahr 1975 dabei waren, auch heute noch zu den Leistungsträgern des Vereins gehören. Zu nennen sind hier Peter Becker und Manfred Kröschel sowie Heinz Maas, der in den Jahren 1977 bis heute die meisten Starts auf Landes- und Bundesebene zu verzeichnen hat. Auch Alfred Selzner und Detlef Winkel sind heute noch dabei.

In die Siegerlisten eintragen konnten sich Heinz Maas (1979 und 1988), Alfred Selzner (2x 1980), Birgit Rob (1988, 1989, 1990, 1993), Peter Becker (1988), Berthold Heinelt (1991) sowie Manfred Kröschel (1989-1992 je 2x, 1993). Es siegten die Mannschaften mit dem Perkussions-Gewehr 1983 und 1990 und mit der Perkussions-Pistole 1987 und 1989.

Absolute Höhepunkte waren die Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften: 1983 durch Heinz Maas, 1988 mit der Revolver-Mannschaft (mit Deutschem Rekord), 1991 durch Manfred Kröschel und 1992 durch Birgit Rob.

Ein Phänomen sind sicherlich die laufenden Erfolge mit dem Dienstgewehr (100m liegend). Angefangen mit 2. Plätzen bei den Landesmeisterschaften 1976 (Peter Fleschen) und 1977 (Johann Metzen) über den ersten Titelgewinn durch Alfred Selzner (1980) bis zu den Seriensiegen der Jahre 1988 (Heinz Maas) und 1989-1993 (Manfred Kröschel) wurden in dieser Disziplin sieben Landesmeisterschaften und zwei Deutsche Meistertitel (1983 durch Maas und 1991 durch Kröschel) gewonnen. Hinzu kommen zweite (Metzen 1977, Maas 1988, Kröschel 1990) und dritte Plätze (Flesch 1978, Kranz 1993, Kröschel 1994). Der Landesrekord wurde 1988 von Maas mit 96 Ringen aufgestellt und 1991 von Kröschel eingestellt.

Die Schützengesellschaft Wittlich sieht sich als Sportschützenverein, in welchem Leistungs- und Breitensport betrieben wird. Auf nationaler Ebene sollen auch in Zukunft Spitzenergebnisse erreicht werden. Die Aussichten hierfür sind gut. Nachwuchsschützen sind vorhanden, die Betreuung und Anleitung durch die erfahrenen, älteren Schützen ist gegeben. Ob allerdings die Schützen der ersten Jahre, die jetzt bereits 20 Jahre die Schützengesellschaft bei den nationalen Wettbewerben so erfolgreich vertreten haben, zu ersetzen sind, werden die kommenden Jahre zeigen. Der Verein wird durch die Bereitstellung des richtigen Umfeldes die Voraussetzungen für die weitere, positive Entwicklung schaffen. Die optimalen Trainingsmöglichkeiten sind auf dem Schießstand in Wittlich mit seinen sieben 25m- und sechs 50/100m-Schießbahnen vorhanden. Durch den Bau eines geschlossenen Luftdruckwaffenstandes mit 10 Schießbahnen, der unabhängig vom sonstigen Schießbetrieb auch für die Luftgewehr- und Luftpistolenschützen und den Nachwuchs optimale Trainingsmöglichkeiten schaffen wird, soll jetzt das Angebot abgerundet werden.

Wittlicher Vorderladerschützen auf den Deutschen Meisterschaften

20 erfolgreiche Jahre – 1994 bis 2013

von Ulrich Jacoby, veröffentlicht im „Säubrenner 2014“

Im Juli 2013 wurde der Wittlicher Sportschütze Rolf Bernard mit dem Perkussions-Dienstgewehr bei den Deutschen Meisterschaften in Pforzheim Deutscher Meister. Er ist der dritte Schütze der Schützengesellschaft 1882 Wittlich e.V., der diesen Titel gewinnen konnte.  Insgesamt ist es der fünfte Einzeltitelgewinn in dieser Disziplin. Jeder Titelgewinn in einem sportlichen Wettkampf ist eine individuelle Einzelleistung, die Häufung solch herausragender Leistungen bei einem kleinen Schützenverein über Jahre hinweg ist einer genaueren Betrachtung wert. Ich nehme den Erfolg von Rolf Bernard deshalb zum Anlass, meinen im Jahre 1995 an dieser Stelle veröffentlichten Beitrag fortzusetzen[1].

Mit Vorderladern wird in Wittlich schon seit den Anfängen dieser Sportart Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts geschossen. Erste Erfolge bei den Deutschen Meisterschaften gab es durch Johann Metzen (1977, 2. Platz) und Waldemar Flesch (1978, 3. Platz). 1983 gelang Heinz Maas mit dem Dienstgewehr der erste Titelgewinn, 1991 konnte sich Manfred Kröschel in die Siegerliste eintragen. Einzelheiten hierzu und zu den Anfängen des Vorderlader-Schießens findet man im zitierten Artikel im „Säubrenner 1995“. 

Im Folgenden konzentriere ich mich auf die Erfolge der Wittlicher Schützen bei den Deutschen Meisterschaften mit dem Perkussions-Dienstgewehr und dem Perkussions-Freigewehr, der seit 1990 hinzu gekommenen zweiten Liegend-Disziplin. Geschossen wird auf 100 Meter. Bis 1994 wurden 13 Schüsse abgegeben, von denen die zehn besten Schüsse gewertet wurden. Dafür gab es keine Probeschüsse. Ab den Meisterschaften 1995 werden 15 Schüsse gemacht, es gibt keine Streichschüsse mehr. Vor den Wertungsschüssen können innerhalb von 10 Minuten beliebig viele Probeschüsse abgegeben werden. Die Schießzeit für das Wertungsschießen beträgt 40 Minuten.

1994 bis 2002 – Zwei Einzeltitel

Bei den Deutschen Meisterschaften 1994 erreichte Manfred Kröschel zweimal den 3. Platz. Er schoss mit dem Perkussions-Dienstgewehr 95 Ringe und mit dem Freigewehr 99 Ringe. Auch im Jahre 1995 belegte Kröschel den 3. Platz mit dem Dienstgewehr. Nach dem neuen Austragungsmodus (15 Wertungsschüsse) schoss er 138 Ringe.

1997 gelang dann endlich der absehbare große Erfolg: Manfred Kröschel war bei den Deutschen Meisterschaften der Vorderladerschützen nicht zu schlagen, er wurde mit dem Perkussions-Freigewehr mit sehr guten 146 Ringen Deutscher Meister. Im darauffolgenden Jahr gelang es ihm wieder, zweimal auf dem Siegertreppchen zu stehen: mit dem Freigewehr (144 Ringe) wurde er Vizemeister, mit dem Dienstgewehr wurde er mit 139 Ringen Dritter. Bei den Meisterschaften 1999 kam ein weiterer Wittlicher Schütze unter die besten drei. Niels Rasmussen-Bonne schoss mit dem Dienstgewehr 138 Ringe und belegte den dritten Platz.

Im Jahr 2000 wurde die hohe Leistungsdichte der Wittlicher Schützen in den beiden 100 m-Liegend-Disziplinen eindrucksvoll bestätigt. Heinz Maas wurde mit dem Dienstgewehr zum zweiten Mal Deutscher Meister. Er gewann den Titel mit 140 Ringen, Kröschel belegte mit ebenfalls 140 Ringen Platz 3. Ausschlaggebend für die Reihenfolge der Platzierungen war die Anzahl der geschossenen Zehner. Maas konnte mit diesem sehr guten Ergebnis seinen Erfolg von 1983 wiederholen. Mit dem Freigewehr erreichte Kröschel mit 144 Ringen ebenfalls den 3. Platz.

Auch bei den Meisterschaften der Jahre 2001 und 2002 gelang es Manfred Kröschel, mit dem Dienstgewehr aufs Siegertreppchen zu steigen. 2001 wurde er Deutscher Vizemeister mir 140 Ringen, 2002 belegte er mit 137 Ringen den 3. Platz. 2002 kam auch der vielversprechende Nachwuchsschütze Rüdiger Jakoby zu seinem ersten Einzelerfolg: Er schoss mit dem Freigewehr 146 Ringe und belegte hiermit den 3. Platz.

2003 bis 2009 – Titelgewinne und Deutsche Rekorde

In den sieben Jahren von 2003 bis 2009 gelang den Wittlicher Vorderladerschützen eine wohl einmalige Siegesserie. Die Mannschaft mit den Schützen Manfred Kröschel, Rüdiger Jakoby und Edwin Heinen gewann acht Mannschaftstitel! Manfred Kröschel wurde in diesen Jahren in der Einzelwertung dreimal Deutscher Meister. In den beiden Disziplinen schossen die Schützen der SG Wittlich fünf Deutsche Rekorde.

Bei den Deutschen Meisterschaften 2003 wurde Manfred Kröschel mit 145 Ringen zum zweiten Mal Deutscher Meister mit dem Dienstgewehr. Er schoss einen fantastischen neuen Deutschen Rekord, der heute noch Bestand hat. Die Mannschaft mit Kröschel, Edwin Heinen und Rüdiger Jakoby wurde mit dem Freigewehr ebenfalls Deutscher Meister. Auch hier wurde mit 428 Ringen ein neuer Deutscher Rekord geschossen. 2004 gelang es dieser Mannschaft, ihren Titel zu verteidigten (425 Ringe). Edwin Heinen wurde mit dem Dienstgewehr mit 138 Ringen Dritter.

Auch im Jahre 2005 gab es wieder einen Deutschen Meister aus Wittlich: Manfred Kröschel siegte mit dem Freigewehr mit 146 Ringen, die Mannschaft wurde mit 424 Ringen Dritter.

Mit drei Titeln kehrten die Vorderladerschützen Kröschel, Jakoby und Heinen im Jahre 2006 aus Pforzheim zurück! Beide Mannschaften schossen neue Deutsche Rekorde. 2006 war das erfolgreichste Jahr der Vereingeschichte. Die Dienstgewehr-Mannschaft siegte mit 409 Ringen, die Mannschaft mit dem Freigewehr setzte sich mit 429 Ringen gegen starke Konkurrenz durch. Sie verbesserte ihren eigenen Rekord aus dem Jahre 2003 um einen Ring. Manfred Kröschel wurde mit dem Freigewehr zum dritten Mal Deutscher Meister (146 Ringe). Im Jahr 2007 konnte die Dienstgewehr-Mannschaft ihren Titel erfolgreich verteidigen (404 Ringe). Die zweite Mannschaft der SG Wittlich wurde mit 385 Ringen Vizemeister. Mannschaftsschützen waren Heinz Maas, Manfred Schywalski und Reinhold Kranz. Edwin Heinen wurde mit dem Freigewehr Vizemeister mit 146 Ringen. Die Mannschaft schoss mit 433 Ringen einen weiteren Deutschen Rekord, der bis heute noch nicht überboten wurde.

Auch im Jahr 2009[2] setzte sich die Erfolgsserie der Wittlicher Schützen fort. Die Freigewehr-Mannschaft wurde zum fünften Mal Deutscher Meister. Zum Sieg reichten 426 Ringe. Die Mannschaft mit dem Dienstgewehr belegte mit 396 Ringen den 3. Platz.

2010 bis 2013 – Nur noch ein Nachspiel?

2010 hatten sich für die Deutschen Meisterschaft der Vorderladerschützen neun Schützen und zwei Mannschaften aus Wittlich qualifiziert. Erstmals wurde keine Platzierung unter den ersten drei erreicht. Im Jahr 2011 konnte wieder an die Erfolge der Vorjahre angeknüpft werden: Bei den nationalen Titelkämpfen konnte sich die Mannschaft mit dem Dienstgewehr mit hervorragenden 407 Ringen gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Dies war der dritte Mannschaftserfolg von Manfred Kröschel, Edwin Heinen und Rüdiger Jakoby in dieser Disziplin. 

Auch 2012 war ein unbefriedigendes Jahr. Nur zwei Schützen fuhren mit dem Dienstgewehr zur Deutschen Meisterschaften nach Pforzheim, es gab keine Erfolge zu vermelden. Erstmals waren Manfred Kröschel, Edwin Heinen und Rüdiger Jakoby teilweise aus gesundheitlichen Gründen nicht am Start.

Umso erfreulicher und auch wichtig für das Vorderlader-Schießen in Wittlich war der überraschende Titelgewinn durch Rolf Bernard bei den Meisterschaften im vergangenen Jahr. Acht geschossene Zehner waren der Garant für den Erfolg von Rolf Bernard mit dem Dienstgewehr. Mit seinen geschossenen 140 Ringen konnte er die Konkurrenten auf den folgenden Plätzen um zwei, beziehungsweise drei, Ringe auf Distanz halten. Er ist damit der dritte Titelträger in dieser Disziplin, seit 1983 wurden fünf Einzel- und drei Mannschaftstitel durch Schützen des Vereins gewonnen.

Schlussbemerkungen

Ohne Zweifel eine beispiellose sportliche Erfolgsgeschichte, die mit dem neuerlichen Titelgewinn nicht zu Ende sein muss. 1995 habe ich zum Schluss meines Artikels gefragt, ob die Leistungsträger der Jahre 1975 bis 1994 ersetzt werden können. Heute kann man diese Frage beantworten: Nein, sie konnten und brauchten nicht ersetzt zu werden, weil sie in den vergangenen 20 Jahren so erfolgreich waren wie nie zuvor!

Was immer wieder verblüfft ist der lange Zeitraum, über den ein so hohes Niveau im Sportschießen auf nationaler Ebene gehalten werden konnte. Hinter den hier geschilderten Erfolgen der vergangenen 20 Jahre stehen eine handvoll Schützen: Herausragend Manfred Kröschel aus Binsfeld (geboren 1940), Vereinsmitglied seit 1984. Der Wittlicher Heinz Maas ist 1939 geboren, er gehört der Schützengesellschaft seit 1976 an. Edwin Heinen (geboren 1964) aus Herforst ist dem Verein 1992 beigetreten. Rüdiger Jakoby (geboren 1969) aus Osann-Monzel ist seit 1999 Vereinsmitglied. Der Wittlicher Rolf Bernard ist 1953 geboren, seit 1981 Mitglied der Schützengesellschaft und in den letzten Jahren wieder aktiv als Vorderladerschütze eingestiegen.

In der Schützengesellschaft Wittlich üben aktuell elf Schützen und eine Schützin aktiv das Vorderlader-Schießen aus. Das Vorderlader-Schießen ist eine anspruchsvolle schießsportliche Disziplin. Für Spitzenergebnisse benötigt man die besten Sportwaffen, Pulver und Geschosse müssen optimal auf einander abgestimmt sein. Mit dem Dienstgewehr wird mit offener Visierung, das heißt über Kimme und Korn, gezielt. Was besonders beim Vorderlader-Schießen heute fehlt, ist der Nachwuchs. Der Schießstand in Wittlich bietet optimale Bedingungen zur Ausübung des Schießsports. Mit seinen sechs 100 m-Bahnen ist er bestens geeignet für das Schießen auf die 100 m-Distanz.


[1] Ulrich Jacoby: Vorderlader-Schießen bei der SG Wittlich  – 1975-1994 Die nationalen Erfolge -, Der Säubrenner 1995, Seite 37 bis 51

[2] Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass die erfolgreiche Mannschaft im Jahr 2008 für den BSV Osann-Monzel gestartet ist. Die Mannschaft mit dem Dienstgewehr siegte mit 410 Ringen. Edwin Heinen wurde mit 138 Ringen Deutscher Vizemeister. Mit dem Freigewehr belegt die Mannschaft den dritten Platz (426 Ringe).

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